So, hier ist Teil 3 des ersten Kapitels. Wenn ihr immer noch mitlest, muss es euch echt gefallen haben. Was mich freut ^^
Zur Orientierung: Es ist am Tag nach der Rallye, und heute ist ein Aqariumsbesuch angesagt. Es gitb wieder Zeichen dafür, dass Natalie kein normales Mädchen ist.
Und ja, ich weiß, sie nimmt das alles viel zu einfach hin ... Aber das alles habe ich vor 1,5 bis 2 Jahren geschrieben. Wenn man dann was ändern will ist das gar nicht so einfach :/
08.
Dezember
Am Tag darauf gehen
wir ins Aquarium.
Toll. Viel besser als
Stadtrallye. Haha (Ironie).
Wir müssen zehn
Minuten nach dem Frühstück auf dem Hof sein, um in den Bus zu steigen, der uns
zum Aquarium bringen soll. Ich setze mich neben Jenny. Und überlasse Alicia dem
armen James. Sie necken sich gerne gegenseitig. Aber sie sind nicht verliebt.
Echt nicht.
Als wir ankommen,
kommt das, was bei jedem Klassenausflug dabei ist: Die Lehrer stehen an der
Kasse und man muss eine Ewigkeit warten, bis sie endlich die Eintrittskarten
besorgt haben. Während wir warten, haben wir nichts zu tun. Das ist der
schlechte Teil eines Ausfluges.
Wir dürfen an dem Tag
die Gruppen selbst aussuchen. Also bilde ich eine Gruppe mit James, Alicia und
Jenny.
Wir sehen méduse Aurélie
(Quallen), Manchots du Cap (afrikanische
Pinguine) und raie bouclée (Nagelrochen).
»Na, James, kannst du
uns etwas über Quallen erzählen?«, fragt Alicia, in der Hoffnung, dass er mal
etwas nicht weiß. Sie lieben es, sich gegenseitig zu ärgern. Sie sind wie
Bruder und Schwester, denn ihre Mütter sind allerbeste Freundinnen. Sie sind so
ziemlich gemeinsam aufgewachsen.
Er schmunzelt
vergnügt. »Natürlich. Quallen bestehen zum Größten Teil aus Wasser. Sie werden
in drei Gruppen eingeteilt, Schirmquallen, Würfelquallen und Hydrozoen.«
»Ich gebe es auf, du
weißt alles!«
»Ach wirklich?«,
bemerkt er.
Zum Schluss traf sich
die ganze Klasse bei den kalifornischen Seelöwen, les otaries
de Californie.
»Los, James,
erkläre uns etwas über Seelöwen«, sagt Alicia.
Er verzieht sein
Gesicht. »Warum wollt ihr ständig, dass ich euch irgendwas erzähle, Leute?«
»Damit wir
irgendwann auch so schlau sind wie du, Herr König.«
»Niemals seid ihr
so schlau und wissend wie ich, Untertanen.«
»Willst du uns
nichts erzählen? Irgendwas? Bitte!«, flehe ich ihn an.
»Na gut. Die
meisten Seelöwen bei Vorführungen sind kalifornische, da sie leichter zu zähmen
sind. Reicht das?«
Wir nicken
zufrieden. »Dankeschön.«
»Seht mal«, sagt
Tyler zu uns. »Dieser Seelöwe heißt Max, wie Max aus der Parallelklasse.«
»Super«, meine ich.
Ich drehe mich zu den Seelöwen »Hallo, Max, der Seelöwe!«
Max, der Seelöwe,
lächelt und winkt mir zu. Das hört sich verrückt an, aber so sieht es wirklich
aus. Meine Freunde krümmen sich vor Lachen fast
auf dem Boden. Na ja, so heftig dann auch wieder nicht.
»Du hast einen
Verehrer!«, meint Alicia lachend. »Aber pass auf, Max aus der Parallelklasse
gehört Jenny!« Am letzten Valentinstag hatte Jenny eine Karte von ihm bekommen.
Wir erinnern uns beide gern an diesen Tag zurück.
Denn am Valentinstag hatte mir jemand eine Rose geschickt,
an der ein Zettel mit dem Bild einer Weide war. Irgendwie hatte ich sofort das
Gefühl gehabt, dass sie von Tyler gewesen ist. Weiden sind seine
Lieblingspflanzen (ja, seltsame Lieblingspflanze, normalerweise sind ja Blumen
beliebter) Ich hatte nur Jenny davon erzählt, weil Alicia eine Klatschtante
ist, die immer wieder gerne Geheimnisse verbreitet. Wo ist Tyler überhaupt? Ich
drehe mich um und erblicke ihn sofort. Gut, der ist da, aber wo ist... Luke?
Warum denke ich ausgerechnet an Luke? Luke ist ein geheimnisvoller, gut
aussehender Junge mit roten Haaren, der eigentlich Lukas Serle heißt. Aber
keiner nennt ihn so, Luke ist kürzer.
Jedenfalls ist er
verschwunden. Mir egal, der wird gleich wieder auftauchen, wie sonst auch.
Als wir zehn Minuten
später in den Bus steigen, ist er immer noch verschollen. Die Lehrer haben
seine Abwesenheit nicht bemerkt. Also beschließe ich, sie darauf anzusprechen.
»Frau Effis, haben
sie Luke gesehen?«
»Wer ist Luke?«
»Lukas Serle, der in
unserer Klasse. Er ist weg.«
»Ach, der. Der ist
bestimmt irgendwo hier.«
Es kümmert sie nicht
im geringsten, ob einer ihrer Schüler verschwunden ist oder nicht. Aber das
kommt bei Luke ständig vor. Schon seit Juni ist sein Schulbesuch unregelmäßig.
Mal kommt er, mal kommt er nicht. Doch irgendwie scheine ich die Einzige zu
sein, die seine Abwesenheit bemerkt.
Ich sehe mich unter
denen um, die noch nicht im Bus sind, und als ich im Bus bin, suche ich im Bus
nach Luke, doch er ist nirgends. Um zur Jugendherberge zu gelangen, muss er
schließlich einsteigen. Doch er kommt nicht. Als die Lehrer die Klassenliste
durchgehen, bemerken sie noch immer nicht, das er nicht da ist.
Dann fahren wir
zurück zur Jugendherberge.
Ohne Luke.
Dann, kurz vor dem
Abendessen …
»Luke?«
Er steht direkt vor
mir, obwohl er hundertprozentig nicht mit uns zurückgefahren ist.
»Was ist? Stimmt
etwas nicht«, fragte er mich.
Ich sehe ihn an. »Wie
bist du hierher gekommen? Nicht mit dem Bus, das weiß ich, also sag mir die
Wahrheit.«
»Ich war im Bus«,
meint er leicht nervös, »Wie kommst du darauf, dass ich nicht im Bus war? Ich
muss gehen, ich will mir vorm Essen noch kurz die Hände waschen.«
Dann verschwindet er,
mal wieder, ohne ein weiteres Wort.
»Komischer Kerl.«
»Wer ist komisch?«,
fragt Jenny.
»Luke. Er ist
irgendwie … komisch.«
Sie kichert leise.
»Mysteriös, geheimnisvoll, rätselhaft, unbegreiflich. Und er sieht auch gut
aus. So wie die Helden in Büchern.«
»Nein, das geht
nicht«, mischt Alicia sich ein. »Solche Helden sind immer begehrt bei Mädchen.
Luke sieht zwar gut aus, aber Helden sind eben anders.«
»Wie du meinst,
Prinzessin«, stöhnt Jenny. »Ach ja, das geht ja nicht. Prinzessinnen müssen
reich sein. Missverstanden. Sie sind königlich und edel. Und dann brauchen sie
noch irgendein Problem, von dem ein Prinz sie dann erlöst. Richtig so?«
Das ist wieder so
eine seltsame Bemerkung, die einem die Sprache verschlägt.
Am Abend sind wir
alle sehr müde. Wir schlafen sofort ein. Und ich habe wieder einen komischen Traum.
Ich stehe mit einem Mädchen auf einer
Lichtung. Ein paar Meter von mir entfernt steht ein Boxsack.
Das Mädchen läuft zu ihm und hält ihn
mit beiden Händen. »Ich halt ihn fest, du schlägst drauf ein. Los, mit Anlauf!«
Nach kurzen Zögern laufe ich los. Sie
hält den Sack fester. Zehn Schritte davor stoße ich mich vom Boden ab, mache
ein Salto und werfe mich mit voller Wucht gegen den Boxsack …
Ich wache auf. Dieser Traum … Ich habe
in letzter Zeit oft Träume gehabt, die sehr echt wirkten. Es ist beunruhigend.
Noch lange nach dem ich wieder wach bin, stehe ich noch in der Wirkung. Warum
trete ich einen Boxsack? Und wer ist dieses Mädchen gewesen? Ich konnte nichts
von ihr sehen, nicht ihre Haare, nicht ihr Gesicht, nicht ihre Kleidung,
nichts. Aber ich bin mir dennoch sicher, dass es ein Mädchen war.
Ich blicke kurz auf die Digitaluhr.
Nach zehn. Die anderen schlafen friedlich. Sie haben bestimmt nicht solche
Träume wie ich, die Glücklichen.
Ich lehne mich aus dem Bett heraus.
Jenny lächelt im Schlaf. Das erkenne ich sogar im Dunkeln.
Ich lege einen Finger auf ihre Hand.
Ich sehe wieder Bilder vor meinem inneren Auge.
Ich sitze im Foyer unserer Schule und
unterhalte mich mit Max. Er verbeugt sich vor ihr und sagt, er würde mich über
alles lieben. Dann macht er mir einen Heiratsantrag.
Ich ziehe meinen Finger zurück. Ich
glaube, das war ihr Traum. Bei mir sind Träume nicht mehr geheim.
Ich kann sie sehen. Die Träume anderer
Leute. Ich sehe so etwas wie ein lautloses Video.
Das sollte ich ausnutzen.
Ich lehne mich rüber zu Lila.
Ich stehe auf einer Bühne. Lilas
Schwester steht neben mir und hält meine Hand. Ich bin also Lila, würde ich
sagen.
Ein Mädchen trägt einen Sessel auf die
Bühne. Nein, kein Sessel. Ein Thron.
Und das Mädchen ist nicht irgendwer. Es
ist Marilena Thiel in Hausmädchenklamotten.
Sie wirft sich vor den beiden
Schwestern auf den Boden und küsst ihre Füße.
Der Traum gefällt mir. Die Füße
küssende Mary in Hausmädchenklamotten.
Jetzt Alicia.
Ich liege auf einer Liege und ein
heißer Kerl bringt mir einen Drink. Der Kerl hat etwas längere dunkle Locken
und blaugraue Augen. Alicia kennt ihn.
Auch ein schöner Traum. Ich wünschte,
ich hätte auch so geschmackvolle Träume. Aber nein, meine sind einfach nur
merkwürdig.