Es gehört jedenfalls noch zum ersten Kapitel.
Ariza
Meine
Lebensgeschichte ist echt traurig. Für mich jedenfalls, aber das ist
selbstverständlich.
Mein
Name war Anna. Das ist ein ganz normaler Name. Ein Name der einem einfällt,
auch wenn man nicht zu lange nachdenkt. Die Leute, die ihn mir gaben, haben
sich auch nicht besonders viel Mühe gegeben.
Waisenhausleute.
Ich
war Waise. Manche Waisen leben ganz nett. Andere sind komisch. Wieder andere
drehen durch. Aber das sind nur ganz wenige. Aber irgendwie gehörte ich wohl
dazu.
Ich
war nicht so krank, dass ich ständig vor mich hin lachte oder einen leeren
Blick hatte, aber ich glaubte, ich war durchgedreht.
Ich
hatte manchmal komische Halluzinationen. Andere sahen sie zum Glück auch, ich
war also nicht die einzige Irre. Das beruhigte mich sogar. Es kam mir nicht in
den Sinn, dass es wahr sein konnte. Bei Sachen wie winkenden Eichhörnchen,
lächelnden Pflanzen oder lebendigen Gegenständen glaubt man nicht, dass es wahr
ist.
Meine
Eltern habe ich nie gekannt. Aber ich wollte sie suchen. Von ihnen hätte ich
erfahren, warum sie mich in ein Waisenhaus gesteckt haben. Aber dazu ist es nie
gekommen.
Die
Leute haben mich anders behandelt als den Rest. Als wäre ich Abfall. Ich konnte
das nie verstehen. Was unterschied mich denn von ihnen? Na ja, abgesehen davon,
dass ich krank im Kopf war.
Sonst war ich ganz normal. Ich war gut in der Schule, ich war
schlau. Ich war kreativ.
Unbeliebt. Beliebt war ich nur als Quelle des Wissens, wenn meine
Hausaufgaben gebraucht wurden. Sogar die Lehrer mochten mich nicht.
Dafür konnte ich Sachen, die andere nicht konnten. Ich sah die
Leute, bevor sie da waren. Ich war unschlagbar in Glücksspielen. Ich hatte sehr
viel Glück. Ich konnte gut raten. Ich hatte oft recht. So etwas können andere
nicht.
Aber das gehörte wohl nur zu den Einbildungen
Dachte ich.
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