26. Januar 2020

[Rezension] "Wie du mich siehst" von Tahereh Mafi

Autor: Tahereh Mafi
Originaltitel: A Very Large Expanse of Sea
Deutscher Titel:
 Wie du mich siehst
Erscheinungsdatum:
 27. November 2019
Preis: 16,00€ (Amazon)(Verlag)
Seiten:
352 Seiten
Verlag:
 Fischer Sauerländer
Reihe:
 Einzelband

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Für dieses Buch bedanke ich mich bei *Fischer*!
Eine Kleinstadt in den USA: Shirins Alltag ist zum Albtraum geworden. Sie hat genug von den unverschämten Blicken, den erniedrigenden Kommentaren und den physischen Attacken, die sie ertragen muss, weil sie Muslima ist. Sie flüchtet sich ins Musikhören und in das Breakdance-Training mit ihrem Bruder und dessen Freunden. Shirin hat beschlossen, niemandem mehr zu trauen. Bis sie an ihrer neuen High School den Jungen Ocean trifft. Er ist der erste Mensch seit langem, der Shirin wirklich kennenlernen möchte. Erschrocken weist Shirin ihn harsch zurück. Ocean ist für sie aus einer Welt, aus der ihr bisher nur Hass und Ablehnung entgegenschlugen. Aber dann kommt alles anders ... [Quelle: fischerverlage.de]

Für Shirins Mitschüler bedeutet ihr Kopftuch, dass sie nicht zu ihnen gehört. Dass sie eine Außenseiterin, vielleicht sogar eine Radikale ist. Dabei ist Shirin nicht einmal besonders religiös, aber in der Zeit nur wenige Jahre nach dem Elften September trifft sie auf viel Ablehnung und ist täglich verbalen oder physischen Attacken ausgeliefert. Deswegen hat sie eine Mauer um ihr Herz errichtet und ignoriert fremde Menschen grundsätzlich - besser, als verletzt zu werden.

Für Shirin sind Schulwechsel besonders schwierig, doch sie kennt sich schon aus und weiß, wie sie sich verhalten muss, um möglichst unbeschadet durch den Tag zu kommen. Sie ist dabei nicht nur abweisend, sie kann auch austeilen, wenn sie es für nötig hält. Der viel zu freundliche Ocean macht ihr dann aber einen Strich durch die Rechnung, denn er lässt sich nicht von ihr einschüchtern, ganz im Gegenteil. Doch Shirin hat viel zu viel Angst und so viele schlechte Erfahrungen gemacht, dass sie kaum noch Vertrauen in die Absichten anderer Menschen hat. Jetzt will sie eigentlich nur in Ruhe gelassen werden, aber dabei verpasst sie viel vom Leben.

Ihre Gefühle und Erfahrungen während ihres Kampfes, einem Leben voller Beleidigungen entgehen, haben mich sehr bewegt und ich konnte mich wirklich gut in sie hineinversetzen. Zwar lebe ich in einer ganz anderen Zeit und in einem anderen Land, aber als junge Frau mit Migrationshintergrund kenne ich viele ihrer Probleme zumindest im Ansatz. Die Doppelmoral, wenn es um die Erziehung von Mädchen und Jungs geht oder wie Menschen Kopftuchträger empfinden - da gibt es auch innerhalb der Religion unterschiedliche Ansichten. Und dann gibt es noch die ganz eigene Einstellung zum Leben oder wie man seine Religion ausleben möchte, doch von ihren oberflächlichen Mitschülern wird Shirin da in eine Schublade gesteckt, die ihr absolut nicht gerecht wird.

Die Geschichte ist spannend und bewegend, vielleicht, weil ich mich selbst von ihr angesprochen fühle. Meistens konnte ich Shirins Gefühle sehr gut nachvollziehen und sie hatte mein Mitgefühl, doch manchmal kam der Rassismus mir wieder etwas zu übertrieben dargestellt vor, gerade zum Ende hin. Andererseits kann man auch nicht immer Logik und Vernunft voraussetzen, denn Menschen sind schon ziemlich unberechenbar, vor allem, wenn sie sich bedroht fühlen.

"Wie du mich siehst" hat mir richtig gut gefallen, denn trotz ihrer Macken war Shirin authentisch und sympathisch und ihre Geschichte fand ich wirklich bewegend, da ich ihre Situation so gut nachvollziehen konnte.

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