18. Januar 2022

[Rezension] "Reality Show" von Anne Freytag

Autor: Anne Freytag
Originaltitel: Reality Show
Erscheinungsdatum: 20. Oktober 2021
Preis: 16,95€ (Amazon)(Verlag)
Seiten: 464 Seiten
Verlag: dtv
Reihe: Einzelband

→ Zur Leseprobe
Heiligabend: Die einflussreichsten Personen Deutschlands werden in ihren Häusern eingesperrt – und ihre Geiselnahmen live übertragen. Der Showmaster tritt vor die Kamera und erklärt die Spielregeln: »Zwar wählen die Menschen ihre Regierung, die Macht liegt jedoch längst nicht mehr beim Volk. Heute präsentieren wir Ihnen diejenigen, die wirklich entscheiden, wer zum Gewinner und wer zum Verlierer des Systems wird. Und glauben Sie mir, jeder von ihnen hat mindestens eine Leiche im Keller.« Nun haben die Zuschauer die Wahl, wer mit einem blauen Auge davonkommt und wer bluten muss. Während die Menschen wie gebannt vor ihren Bildschirmen sitzen, wird eine Frage immer lauter: Wer sind die Drahtzieher hinter der Reality Show? [Quelle: dtv.de]

Sie sind überzeugt, dass die reichsten Menschen viel zu viel Macht über das Leben der Bürger haben, meist durch überaus bedenkliche Methoden. Um sich diese Macht zurückzuholen, nehmen sie die einflussreichsten Personen Deutschlands als Geiseln und machen ihnen den Prozess - live im Fernsehen.

Ich hatte viele Probleme mit der Geschichte, das größte Problem war meiner Meinung nach die große Zahl der Charaktere, die fast alle eigene Perspektiven haben. Es gibt die Veranstalter der Show, die unfreiwilligen Kandidaten mit ihren Familien, viele verschiedene Zuschauer und die Ermittler. Die meiste Zeit verbringt man noch mit der Gruppe, die die Show veranstaltet, weil wir auch etwas miterleben, wie sie die Sache planen, aber da stehen eigentlich die romantischen Beziehungen im Vordergrund, die mich auch nicht interessiert haben.

Generell kann man zu kaum einem Charakter eine Bindung aufbauen, weil alles so durcheinander ist, hin und her springt und sie sich irgendwie viel zu ähnlich sind. Es waren einfach so viele Charaktere und Namen, dass sie für mich zu einer Masse verschmolzen sind, weil ich mir auch nicht jede einzelne, winzige Geschichte merken konnte. Die unwichtigen Charaktere haben die wichtigen Charaktere so verdrängt und es war einfach viel zu viel los, sodass man sich auf nichts Bestimmtes konzentrieren konnte.

Am Ende habe ich mich gefragt, ob ich überrascht sein sollte, obwohl sie ja schon lange angekündigt hatten, dass es um mehr als die Show geht. Außerdem war die Rebellengruppe auch viel zu mächtig - angefangen damit, dass sie das deutsche Fernsehen und die Sicherheitssysteme der Kandidaten hacken konnten, und danach wurde es immer mehr. Übertrieben, unrealistisch und lachhaft.

Letztendlich hatte ich wohl einfach etwas anderes erwartet. Die Idee der Show klang eigentlich spannend, aber die Show selbst macht nur unfassbar langsam Fortschritte, sodass sich der Mittelteil unglaublich in die Länge zieht. Mit den Sprüngen zwischen den Perspektiven erkundet man die Gefühle und Gedanken der verschiedenen Gruppen, von denen sehr viele auch einfach irrelevant sind, was man oft auch erst hinterher feststellt. Dann gibt es noch einige politische Themen, die willkürlich in die Geschichte eingestreut werden.

"Reality Show" konnte mich in keiner Hinsicht überzeugen. Die unzähligen Charaktere waren mir gleichgültig - sofern ich die weniger wichtigen überhaupt voneinander unterscheiden konnte -, die Rebellen waren zu allmächtig in ihrem Vorhaben, die Show war enttäuschend und durch die vielen Sprünge zwischen den zig Perspektiven und die Vorhersehbarkeit der Geschichte war es auch nicht spannend.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen